Soziale Teilhabe

13. März 2024

Soziale Teilhabe: Unterstützungsmöglichkeiten zur Teilhabe im Sozialraum

Eines der Gesetzesziele des BTHG ist es, eine Lebensplanung und -gestaltung nach individuellen und persönlichen Wünschen zu ermöglichen – unter Berücksichtigung des Sozialraumes bei den Leistungen zur Sozialen Teilhabe. Demnach sollen die Träger der Eingliederungshilfe gemäß § 95 S. 1 SGB IX im Rahmen ihrer Leistungsverpflichtung eine personenzentrierte Leistung für Leistungsberechtigte unabhängig vom Ort der Leistungserbringung sicherstellen.

Menschen mit und ohne Behinderungen müssen gemeinschaftlich und selbstbestimmt miteinander leben können. Die Umgebung muss diese selbstbestimmte Teilhabe ermöglichen, sodass alle Lebensbereiche zugänglich und nutzbar sind. Sozialräumlich müssen somit alle Lebensbereiche der Leistungsberechtigten bedacht werden, sei es die Nutzung der eigenen Wohnung, die Zugänglichkeit von Bussen und Bahnen oder der Besuch von Freunden und Verwandten. Eine steigende Bedeutung kommt dabei der Digitalisierung zu, die es u. a. durch Assistenzsysteme ermöglicht, den Sozialraum einfacher zu erschließen sowie neue digitale Sozialräume zu erschaffen.

Dem Eingliederungshilfe-Träger steht nach §§ 77ff. SGB IX ein nicht abgeschlossener Leistungskatalog der Sozialen Teilhabe zur Verfügung. Dieser wird genutzt, um u. a. mit Leistungen für Wohnraum, Assistenzleistungen sowie Leistungen zur Mobilität die Sozialräume der Menschen mit Behinderungen zu erschließen.

Die digitale Vertiefungsveranstaltung gab zunächst einen Überblick über die Strategien und Ansätze zur Erschließung des Sozialraums. Kai Beier, Lehrbeauftragter der Evangelischen Hochschule Berlin, stellte Modelle der Sozialraumerhebung für Leistungsträger in der Praxis vor und gab Hinweise zur Einbettung dieser in Leistungen. Michael Konrad gab einen weiteren Input zu den Assistenzleistungen nach § 78 SGB IX, wobei er insbesondere auf das neue Verständnis von Assistenz in der Eingliederungshilfe einging. Im Anschluss lernten die Teilnehmenden Modellkommunen der Initiative „Kommune inklusiv“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) kennen. Tanja Rost von der Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd sowie Annette Hambach-Spiegler und Nina Helmus von der Verbandskommune Nieder-Olm stellten die inklusiven Konzepte ihrer Kommunen in jeweils unterschiedlichen Projektstadien vor. Sie gaben einen Einblick in den Projektaufbau sowie vielfältige Beispiele, wie Einwohnenden inklusive Angebote im Alltag im kommunalen Raum bereitet werden konnten.

Einen weiteren Schwerpunkt der digitalen Fachveranstaltung stellten zwei Parallelsessions zur Teilhabe im Sozialraum dar. Im Rahmen der ersten Session wurden anhand zweier Projekte das Thema Wohnen im Sozialraum aufgegriffen. Bianca Rodekohr von der SeWo gGmbH sowie Tobias Fink vom Alsterdorf Assistenz West schilderten, wie sie in Nordrhein-Westfalen bzw. Hamburg Wohnraum für Menschen mit Behinderungen anbieten. Dabei sorgen sie für eine behindertengerechte Ausstattung von Wohnraum und ziehen dabei auch die Bewohnenden aktiv in die Ausgestaltung mit ein. Zudem nutzen sie das direkte Wohnumfeld, um das Thema Wohnen sozialräumlich zu denken. Leider reicht das Angebot bei weitem nicht aus, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Die zweite Session beschäftigte sich mit der Mobilität sowie der Zugänglichkeit im Sozialraum. Während Per Busch die in Kooperation mit der Aktion Mensch und dem Piksel Labor Kassel entstandene Fernassistenzapp vorstellte, die blinden Menschen sowie Menschen mit Sehbehinderung eine akute Unterstützung im Alltag bietet, präsentierte Uwe Schönfeld vom Gehörlosenverband Brandenburg die Gebärdensprachdolmetscher-App „World in Sign“. Sie hilft die gehörlosen Menschen spontan bei der Übersetzung. 

Abschließend erläuterte Alexandra Aulbach vom Sozialwerk St. Georg Möglichkeiten der digitalen Teilhabe, durch die Leistungsberechtigte einerseits neue digitale Räume erkunden können und andererseits selbst in einer Peer-to-Peer-Beratung Wissen zum Umgang mit digitalen Medien an andere Leistungsberechtigte weitergeben können.

Programm

Stand: 13.03.2024

Präsentationen

Hier finden Sie die Präsentationen der Vorträge im PDF-Format. Die Präsentationen sind nicht barrierefrei. Barrierefreie Versionen werden demnächst zur Verfügung gestellt.

 

Vortrag: Erschließung und Ausgestaltung des Sozialraums durch den Träger der Eingliederungshilfe – von der Bedarfsermittlung zur Leistungserbringung 
Referierender: Kai Beier, Lehrbeauftragter mit Schwerpunkt Inklusion an der Evangelischen Hochschule Berlin

 

Vortrag: Assistenzleistungen nach § 78 SGB IX – Unterstützung zur Erschließung des Sozialraums
Referierender: Dr. Michael Konrad, Konrad-Counseling

 

Vortrag: Schwäbisch Gmünd: Kommune Inklusiv. Eine Initiative der Aktion Mensch
Referierende: Tanja Rost, Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd

 

Vortrag: Verbandsgemeinde Nieder-Olm: Kommune Inklusiv. Eine Initiative der Aktion Mensch
Referierende: Annette Hambach-Spiegler und Nina Helmus, Verbandsgemeindeverwaltung Nieder-Olm

 

Vortrag: „Quartier der Generationen“ – Wohnen mit Assistenz in der HafenCity
Referierender: Tobias Fink, Alsterdorf assistenz west gGmbH

 

Vortrag: Wie gelingt selbständiges Wohnen im Sozialraum? – Erkenntnisse aus dem SeWo-LWL-Programm für selbstständiges und technikunterstütztes Wohnen im Quartier
Referierende: Bianca Rodekohr, SeWo gGmbH

 

Vortrag: Fernassistenzprojekt – dubistblind.de
Referierender: Per Busch, dubistblind.de

 

Vortrag: Mobile Gebärdensprachdolmetscher-App: „Work in sign – Kommunikation auf Augenhöhe“
Referierender: Uwe Schönfeld, World In Sign Europe, GmbH

 

Vortrag: Ohne digital keine Teilhabe – Möglichkeiten der digitalen Teilhabe am Beispiel des Sozialwerk St. Georg
Referierende: Alexandra Aulbach, Sozialwerk St. Georg

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