Sozialraumorientierung
„Im Mittelpunkt einer sozialraumorientierten Herangehensweise steht immer der Wille des jeweiligen (leistungsberechtigten) Menschen“, meint Prof. Dr. Hinte in dem Interview.
Die Sichtweise auf die individuellen Eignungen von Menschen mit Behinderungen müsse sich konsequent von der Leistungsfeststellung über die Leistungserbringung bis hin zur Evaluation ziehen. Laut Prof. Dr. Hinte sei es deutlich wichtiger, eigene Kräfte, Ressourcen und Potenziale zu aktvieren als Defizite festzustellen und dann zu überlegen, wie diese gemindert werden könnten.
Besonders bei der Sozialraumorientierung müsse weniger darauf geachtet werden, wo ein Mensch mit Behinderungen Unterstützungsleistungen erfahren könne. Vielmehr müsse ein Setting geschaffen werden, in dem alle Menschen aktiviert werden, aus eigener Kraft an allen Bereichen des Lebens teilzuhaben. Professionelle Betreuung, aber auch die Unterstützung durch Verwandte und Bekannte sei eine sinnvolle Ergänzung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Kooperation statt Konkurrenz & Vertrauen statt Misstrauen
Dieser Ansatz solle aber nicht als Sparmaßnahme missverstanden werden, unterstreicht Prof. Dr. Hinte. Die Sozialraumorientierung liefere „ein Konzept zur Qualifizierung professionellen Handelns im Rahmen sozialstaatlicher Leistungen.“
Der Verwaltung gibt Prof. Dr. Hinte mit auf den Weg, dass während der Leistungsfeststellung bereits die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse im Sozialraum im Mittelpunkt stehen. Schon in dieser Phase sei der Austausch zwischen Trägern, Leistungserbringern und -empfängern von großer Bedeutung.
Insgesamt rät Prof. Dr. Hinte dazu, Konkurrenz und Misstrauen zwischen den Akteursgruppen abzubauen und sie durch Kooperation und Vertrauen zu ersetzen. Nur dann könnten „die aufseiten aller Akteure vorhandenen Fähigkeiten und Sichtweisen konstruktiv genutzt und in guter Weise verbunden werden“. Jede Seite müsse dabei selbst Vorurteile abbauen und Gemeinsamkeiten fördern – schließlich könnten alle voneinander lernen und profitieren.
Das gesamte Interview finden Sie auf der Website des Projektbüros zur Umsetzung des BTHG in Berlin: