Nachdem die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) im August 2021 den Abschlussbericht zum Konsultationsprozess „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie“ hat nun auch die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ihre Analysen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Behindertenhilfe vorgestellt. In den drei veröffentlichten Berichten setzen sie dabei den Schwerpunkt auf die berufliche Teilhabe sowie auf die fortschreitende Digitalisierung.
Corona-Pandemie rückt Inklusionshürden wieder ins Bewusst-sein – Behindertenhilfe in Deutschland – Trendbericht 2021
Der umfangreiche Datenbericht „Coronapandemie rückt Inklusionshürden wieder ins Bewusst-sein – Behindertenhilfe in Deutschland – Trendbericht 2021“ liefert eine Vielzahl ausgewählter Zahlen, Daten und Fakten zur Behindertenhilfe und Inklusion, stellt die sozio-ökonomische Entwicklung der Berufsgesundheit dar und geht in zwei Sonderanalysen auf die Digitalisierung in der Behindertenhilfe sowie das Bild von Menschen mit Behinderungen in den sozialen Medien ein.
Die Kernaussagen des Berichts sind u. a. folgende:
- Kein durchgreifender Inklusionsfortschritt am Arbeitsmarkt
- Barrieren im öffentlichen Personennahverkehr und bei Wohnungen nehmen langsam ab
- Fachkräftemangel belastet auch die Behindertenhilfe
- Relativ hohe Berufszufriedenheit von Menschen mit schwerer Behinderung
- Laut BGW-Beraterinnen und -Beratern steigen psychische Belastungen, Pflegetätigkeit und Anspruchsniveau
- Die Corona-Pandemie hat Führungskräfte an den Rand der Kräfte geführt
- Menschen mit schweren Behinderungen sehen in der Digitalisierung eher eine Chance für mehr Teilhabe
- In den Werkstätten steckt die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen
Den vollständigen Bericht finden Sie hier:
Die Coronapandemie in der Behindertenhilfe – Auswirkungen, Probleme, Lösungen
In einer weiteren Veröffentlichung der BGW werden anhand von zehn Einzelinterviews sowie drei Gruppendiskussionen besonders Werkstätten für behinderte Menschen, Inklusionsbetriebe und Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation in den Blick genommen. Folgende Erkenntnisse konnten u. a. aus der Befragungsstudie entnommen werden:
Unsicherheit und Ängste
Durch die Corona-Pandemie kam es zu Schließungen von WfbMs, Änderungen von Betreuungsabläufe sowie Einschränkunegn von sozialen Kontakten. Dies hat zu großen Verunsicherungen bei Menschen mit Behinderungen und Mitarbeitenden in der Behindertenhilfe geführt. Zudem waren Entscheidungsfindungen von großer Unsicherheit geprägt. Dies führte dazu, dass Problemlösungen entweder zu langsam umgesetzt wurden oder es zu vorschnellen Entscheidungen kam.
Hohe Flexibilität in Krisenzeiten
Es musste schnell auf neue Ergebnisse der Bund-Länder-Konferenzen und Beschlüsse reagiert werden. Hygienekonzepte und Maßnahmen waren unter hohem Zeitdruck, oft über das Wochenende, umzusetzen. Es musste sich quasi über Nacht an eine völlig neue Situation angepasst werden. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Vermittlung der Informationen an die Menschen mit Behinderungen dar.
Grundlegende Probleme werden in Krisenzeiten sichtbar
Die bisher bestehenden Probleme in der Behindertenhilfe treten während der Corona-Pandemie noch einmal stärker hervor. Dies zeige sich bspw. an der Intrasparenz des Entgeltsystems in den WfbMs sowie an den Versorgungsengpässe im Bereich der Psychiatrie und der ambulanten Betreuung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Blinde Flecken in der Corona-Pandemie
Insbesondere die ambulante Betreuung von Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie sei vernachlässigt worden. Zudem seien wichtige Informationen für Menschen mit Behinderungen nicht in Leichte Sprache verfügbar.
Soziale Auswirkungen
Besuchskontakte mit Angehörigen waren zeitweise ebenso untersagt wie Freizeitaktivitäten außerhalb einer besonderen Wohnform. Menschen mit Behinderung, die in Privathaushalten auf Assistenz angewiesen sind, hatten große Sorge wenn Betreuungspersonen in ihre Wohnung kommen wollten. In Zukunft sollte ein besonderes Augenmerk auf die vulnerablen Gruppen gerichtet werden, die von derartigen Einschnitten besonders stark betroffen sind.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier:
Digitale Technologien sind unterschiedlich stark verbreitet – Digitalisierung in der Behindertenhilfe – Trendbericht 2021
Der Bericht bereitet den sehr dynamischen digitalen Prozess auf und zeigt, dass digitale Technologien in Inklusionsbetrieben eine größere Rolle spielen als in Werkstätten für behinderte Menschen. Die Einrichtungen zur Teilhabe und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen werden von Betreuenden, Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten als innovationsfreudig bewertet. Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird von allen Akteuren, trotz der auch damit einhergehenden Risiken, als eher positiv angesehen.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier: