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Die ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit – ist der Bezugspunkt der mit dem BTHG reformierten Bedarfsermittlung und darüber hinaus Grundlage des neu definierten Behinderungsbegriffs. Daher führt Dr. Florian Steinmüller zunächst in das umfassende Konzept der funktionalen Gesundheit ein: Das bio-psycho-soziale Modell der ICF ermögliche, einstellungs- und umweltbedingte Barrieren zu identifizieren und als gesellschaftlich bedingte Teilhabeeinschränkungen zu verstehen.
Das BTHG-Ziel, Leistungen wie aus einer Hand zu gewähren, erfordere nun, die Bedarfsermittlung aller Rehabilitationsträger unter Verwendung systematischer Arbeitsprozesse und standardisierter Arbeitsmittel sowie individuell und funktionsbezogen zu gestalten. Interpretiert werde dies in der Literatur so, dass die Vorgabe mit der Orientierung an der ICF erfüllt sei. Neben dem Arbeitsentwurf der „Gemeinsamen Empfehlung Reha-Prozess der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V.“ (PDF-Dokument) und der „Orientierungshilfe zur Gesamtplanung“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe (PDF-Dokument) geht Dr. Florian Steinmüller auch auf die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales beauftragte Implementationsstudie zur Einführung von Instrumenten zur Ermittlung des Rehabiliationsbedarfs nach § 13 SGB IX (Bundesteilhabegesetz) ein und ordnet sie ein.
Im Anschluss gibt Dr. Steinmüller Einblick in die Ergebnisse der Online-Fachdiskussion des Projekts Umsetzungsbegleitung BTHG zum Thema Bedarfsermittlung und ICF-Orientierung. In deren Rahmen hätten sich vier Fragenkomplexe ergeben:
- Klärung grundlegender Begriffe der ICF, der Bedarfsermittlung und einzelner Bedarfsermittlungsinstrumente
- Verortung der Bedarfsermittlung im Kontext des reformierten Gesamtplanverfahrens
- Anwendung der Bedarfsermittlung und ICF-Orientierung auf verschiedene Personengruppen und Arten von Behinderungen und Beeinträchtigungen
- Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Kontext der Bedarfsermittlung.
Diese werden im Anschluss ausgeführt und kenntlich gemacht, welche praktischen Herausforderungen für die Träger der Eingliederungshilfe dahinter stehen.
Weitere Beiträge der Ausgabe
Die weiteren Beiträge der Ausgabe 3/2018 von "Gemeinsam leben" beleuchten weitere ausgewählte Entwicklungen im Zuge der Umsetzung des BTHG, z.B.:
- Constantin Gorsch: Das BTHG aus Sicht der Betroffenen
- Sandra Stein, Detlev Jähnert, Petra Wontorra: Das Budget für Arbeit und Inklusion in den allgemeinen Arbeitsmarkt – Wie kann das gelingen?
- Hülya Turhan: Zum Stand der Umsetzung der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung
"Gemeinsam leben" wird im Julius Beltz Verlag viermal jährlich veröffentlicht.