Fachforum 1.4 Vernetzte Beratung: Chancen und Herausforderungen organisations- und institutionsübergreifender Beratung am Beispiel der Beratungslandschaft für Menschen mit Behinderungen

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Forum 1.4 Vernetzte Beratung: Chancen und Herausforderungen organisations- und institutionsübergreifender Beratung am Beispiel der Beratungslandschaft für Menschen mit Behinderungen

Ziel von Beratung ist es, Ratsuchende auf den Rehaprozess vorzubereiten und sie durch den Prozess zu begleiten, kurz: sie zu empowern. Fachforum 1.4 im Rahmen des 82. Deutschen Fürsorgetags widmete sich der Frage, wie sich Beratungsangebote für Menschen mit Behinderungen besser vernetzen und ihre Zusammenarbeit intensivieren können.

Impulsvortrag

Dr. Wolfgang Wiederer, Projektleitung „BTHG 106+“ beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), ging in seinem Impuls auf Herausforderungen der Beratung in einer differenzierten Gesellschaft ein. Die These: Je engmaschiger und besser verknüpft ein Beratungsnetzwerk ist, desto passgenauer sind die Leistungen für Leistungsberechtigte. Oftmals existieren Beratungsangebote verschiedener Kosten- oder Angebotsträger jedoch nur nebeneinander, in manchen Fällen sogar, ohne voneinander zu wissen. Das Projekt „BTHG 106+“ zielt darauf ab, die versäulten Beratungsstrukturen aufzubrechen und miteinander zu verbinden. 
Als Träger der Eingliederungshilfe ergibt sich der Beratungsauftrag des LVR, einem der beiden überörtlichen Sozial- und Eingliederungshilfeträger in NRW, aus dem mit dem BTHG geschaffenen § 106 SGB IX. Mit der Norm hat der Gesetzgeber die Beratungspflichten der Eingliederungshilfeträger zum Jahr 2020 deutlich erweitert. 
Wie es gelingen kann, die Anforderungen des § 106 SGB IX umzusetzen und dabei ein Netzwerk zu etablieren, das den Anforderungen der Ratsuchenden genügt, machte der Impulsgeber am Beispiel der Erprobung integrierter Beratung beim LVR deutlich. In Pilotregionen werden barrierefreie Beratungsangebote aufgebaut und die Beratungsstrukturen sozialräumlich vernetzt. Im Zuge dessen werden die Koordinierungs-, Kontakt-und Beratungsstellen (KoKoBe) weiterentwickelt, insbesondere durch die Anstellung von Peer-Berater/innen.

Podiumsdiskussion

Das Foto zeigt die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion, die an Stehtischen und normalen Tischen platziert sind. Davor sitzt das Publikum.

© Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.

Auf den Impulsvortrag folgte eine von Dr. Johannes Reimann, Referent für Jugend und Soziales und Justiziar in der Geschäftsstelle des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages, moderierte Podiumsdiskussion zu den Herausforderungen vernetzter Beratung mit

  • Sandra Waters, Geschäftsführung, Bethel.regional 
  • Tim Jödicke, EUTB-Berater, Lebens(t)raum Teilhabeberatung Münster
  • Dr. Diana Peitel, Projektleiterin Fachstelle Teilhabeberatung, gsub 
  • Markus Twehues, Teamleiter Entwicklung & Ausgestaltung des Reha-Prozesses, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation 
  • Thomas Eichmüller, Leitung der Stabsstelle Digitale Dienste, IT-Sicherheit und Steuerungsunterstützung, LVR

 

Beratung gibt Orientierung

Die Podiumsteilnehmenden unterstrichen den Orientierung gebenden Charakter von Beratung. Ratsuchende hätten häufig eine klare Vorstellung ihrer Bedarfe, erklärte Frau Waters. Beratungsstrukturen müssen dafür sorgen, dass die Person die Deckung ihrer Bedarfe erreicht. Menschen mit Behinderungen sollen im Rehaprozess in der Lage sein, ihre Rechte einzufordern. 
Besondere Bedeutung habe hier die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB), der ein großes Vertrauen entgegengebracht wird, berichtete Herr Jödicke. Die niedrige Schwelle für den Einstieg in die EUTB-Beratung ermuntert viele Ratsuchende, das Angebot für die Erst- oder Folgeberatung anzunehmen. Zudem sorgen die Berater/innen, die häufig „Expert/innen in eigener Sache“ sind, dafür, dass sich Ratsuchende schneller öffnen und ihnen die Kommunikation leichter fällt.
Das Podium plädierte dafür, dass Beratungsangebote ihre Klientinnen und Klienten „empowern“ müssen. Das gelinge vor allem durch Peer-Beratung und durch Vernetzung, welche Lücken schließt und Probleme überwindet, erklärte Frau Dr. Peitel. 

 

Qualtitätvolle Beratung durch Leuchttürme, Weiterbildung und Digitalisierung

Herr Twehues legte den Fokus auf das Qualitätsniveau der Beratung, welches auch durch Leuchtturmprojekte hochgehalten wird. Aufgabe der BAR ist es u.a., die Beratungsstrukturen der Rehabilitationsträger zueinander zu führen. Als Beispiel nannte er die Hospitationsbörse oder das Web-Angebot ansprechstellen.de. 
Keine Beratungsstelle könne alles, waren sich die Diskutierenden einig. Umso wichtiger seien Vernetzung und das Verweisen auf andere Beratungsangebote.
Hierbei können auch die Vorteile der digitalen Beratung genutzt werden, erklärte Herr Eichmüller. Mit seinem digitalen Angebot „Beratungskompass“ hat der LVR neue Wege beschritten. Ausgehend von lebensnahen Problemlagen, leitet die Website zu konkreten Angeboten und Kontakten. Digitalisierung kann zudem dazu beitragen, dass Beratungsstellen voneinander über Spezifika der Ratsuchenden erfahren. Dies fördere eine effizientere und letztlich passgenauere Beratung.

Einigkeit herrschte unter den Diskutierenden darüber, dass eine hochwertige Beratung qualifiziertes Personal benötigt.

 

Gute Beratung benötigt Haltungswandel

Unter Einbeziehung des Publikums wurde anschließend diskutiert, wie Beratung organisiert werden muss. Dabei wurde der Wunsch nach einer Institution, die Orientierung gibt, ebenso artikuliert wie die Forderung nach einer begleitenden Beratung, die nach der Geburt eines Kindes beginnt.

Auf die Frage, welche Haltung sich die Diskutierenden von der Beratung für Menschen mit Behinderungen wünschen, betonte das Podium das Prinzip der Personenzentrierung. Beratung habe auf Augenhöhe stattzufinden und Kommunikation von beiden Seiten zuzulassen.

 

Mehr Informationen zum Deutschen Fürsorgetag finden Sie hier:

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